Osteopathie bei Schwindel

Schwindel ist ein recht häufiges Symptom mit vielen unterschiedlichen Ursachen. Auch die Wahrnehmung von Schwindel hat ein weites Spektrum. So gibt es den Drehschwindel wie beim oder nach dem Karusselfahren; den Schwankschwindel wie beim oder nach dem Bootfahren; es gibt die Gangunsicherheit und die Standunsicherheit; des Weiteren den Benommenheitsschwindel, wie wenn der Kreislauf versagt; und es gibt den Schwindel in Zusammenhang mit Angst, z.B. beim Blick aus der Höhe.

Für die richtige ostheopathische Behandlung des Schwindels ist in einem ersten Schritt die Diagnose des Schwindels notwendig. Dazu bedarf es Angaben z.B. zu der Zeitdauer des Schwindelanfalls, in welcher Situation dieser auftritt und ob es begleitende Symptome gibt. Zusätzlich sind Tests durchzuführen. Bei Unsicherheit kann ein HNO-Arzt oder ein Neurologe aufgesucht werden. Eine akute schwerwiegende Problematik erfordert den Besuch einer Schwindelambulanz oder die Anforderung eines Notarztes.

Ich führe nun einige Beispiele für Schwindel an. Vielleicht finden Sie sich mit Ihrer Problematik dort schon wieder. Einige häufigere Krankheitsbilder sind extra einzeln aufgeführt (Standunsicherheit, Gewichtsverlagerung zu einer Seite und Gangunsicherheit, Gutartiger Lagerungsschwindel, Zervikaler Schwindel, Funktioneller Schwindel, Vestibuläre Migräne, Bilaterale Vestibulopathie, Neuritis vestibularis und Gang- und Standunsicherheit bei Polyneuropathie, Multiple Sklerose, Parkinson, Schlaganfall und anderen Erkrankungen). Auch zu den Behandlungsmöglichkeiten finden Sie Angaben.

Sollten Sie Ihre Problematik nicht wiederfinden oder sind bezüglich der Aussichten einer Behandlung unsicher, so kontaktieren Sie mich gerne. Bei der osteopathischen Behandlung gehe ich natürlich immer auf Ihren individuellen Einzelfall ein und beziehe ganzheitliche Aspekte mit ein.

Beispiele für Schwindel

Beispiel 1:
Dauer des Schwindels: Meist weniger als eine Minute.
Art: Drehschwindel
Auslöser: Änderung der Lage des Kopfes, wie eine Drehung des Kopfes im Liegen oder das Aufstehen aus dem Liegen oder das Hinlegen oder ein nach vorne oder hinten Neigen des Kopfes im Stand. Zuweilen am stärksten morgens nach der Nachtruhe ausgeprägt. Auch ein Schwankschwindel im Stand oder beim Gehen mit Gangunsicherheit können zusätzlich vorhanden sein.
Mögliche Diagnose: Benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel bzw. gutartiger Lagerungsschwindel. Um dies zu bestätigen gibt es Lagerungstests.

Beispiel 2:
Dauer des Schwindels: Meist weniger als eine Minute.
Auslöser: Keine bzw. normalerweise spontan auftretend. Zuweilen durch Kopfdrehungen auslösbar. Selten in Zusammenhang mit Hörstörungen.
Mögliche Diagnose: Vestibularisparoxysmie

Beispiel 3:
Dauer: Sekunden bis wenige Minuten.
Art: Dreh- oder Schwankschwindel
Auslöser: Druckänderungen durch Husten, Niesen, Heben oder z.B. durch Liftfahren sowie ggf. durch lautere, eher tieffrequente Geräusche. Hörstörungen können auch vorhanden sein, wie das Wahrnehmen körpereigener Geräusche z.B. das Schlagen des Herzens oder Augenbewegungen.
Mögliche Diagnose: Bogengangsdehiszenzsyndrom

Beispiel 4:
Dauer: Minuten bis Stunden bis maximal 3 Tage.
Art: Dreh- oder Schwankschwindel
Auslöser: Migräne bzw. Kopfschmerz; Verstärkung durch körperliche Belastung; Licht-, Geräusch-, Geruchsempfindlichkeit; Migräneattacken, welche in der Vergangenheit stattfanden.
Mögliche Diagnose: Vestibuläre Migräne

Beispiel 5:
Dauer bzw. Auslöser: Meist Gehen. Durch unebenen Boden oder im Dunkeln meist schlimmer. Im Sitzen bzw. in Ruhe kein Schwindel. Beim Gehen Gangunsicherheit mit eher breiterem Gangbild, zuweilen seitliche Ausfallschritte. Zusätzlich kann es sein, dass das Bild, z.B. Straßenschilder oder Gesichter, beim Gehen auf und ab hüpfen bzw. sich bewegen. Bei schnellen Kopfbewegungen verwackelt auch schon einmal das Gesehene und Unsicherheit tritt auf.
Art des Schwindels: Schwankschwindel
Mögliche Diagnose: Bilaterale Vestibulopathie
Diese tritt eher im höheren Alter auf. Sie kann auch durch bestimmte Medikamente oder Innenohrerkrankungen bedingt sein.

Beispiel 6:
Dauer bzw. Auslöser: Meist Stehen und Gehen.
Art: Schwankschwindel, diffuser Schwindel, Benommenheitsschwindel, Leeregefühl im Kopf, Gangunsicherheit, Gefühl zu kippen, Gefühl den Boden unter den Füßen zu verlieren, selten Drehschwindel
Wird besser bei Ablenkung, bei Sport bzw. körperlichen Herausforderungen und durch Alkohol. Meist gab es im Vorfeld eine unangenehme Erfahrung mit Schwindel durch z.B. vestibuläre Migräne, zervikogenen Schwindel, Neuritis vestibularis oder gutartigen Lagerungsschwindel.
Mögliche Diagnose: Funktioneller Schwindel
Dies ist übrigens die häufigste Ursache für Schwindel bei jungen Erwachsenen.

Beispiel 7:
Dauer bzw. Auslöser: Beim Stehen oder Gehen vielleicht erst beim Tragen eines Tabletts oder anderen erschwerenden Umständen.
Art: Leichte Stand- oder Gangunsicherheit, ggf. von der Normalität abweichendes Gangbild, schlechte Kraftentwicklung eines Beines beim Laufen bzw. unter Belastung.
Tests: Gleichgewichtstests: Leichte Fallneigung immer zur selben Seite. Ggf. leichte Gangabweichung zur selben Seite.

Das Ganze kann begonnen haben z.B. nach einem Unfall oder durch eine Schwindelproblematik, wie der Neuritis vestibularis oder es stellt sich schleichend ein. Nicht selten übt hierbei der Gleichgewichtshirnnervenkern, der Nucleus vestibularis seine Funktion nicht mehr korrekt aus. Dieser ist u.a. für die Tonisierung der Beinmuskulatur zuständig. Wird dessen Funktion reaktiviert, z.B. über eine Drehung des Kopfes zur betroffenen Seite und einem stabilen Blick nach vorne, kann innerhalb von Sekunden das Stehen deutlich sicherer sein. Nun ist seine Funktion wieder aktiv. Grundsätzlich gibt es aber natürlich auch etliche andere Ursachen, wie Bandscheibenvorfälle mit Sensibilitätsstörungen, Sprunggelenksverletzungen etc., welche eine ähnliche Symptomatik zur Folge haben können und dann eine für diese Region entsprechende Behandlung benötigen.

Behandlungsmöglichkeiten der Osteopathie bei Schwindel

Die Behandlung kann sehr spezifisch, wie beim gutartigen Lagerungsschwindel sein, bei welchem durch Befreiungsmanöver über eine Abfolge bestimmter Kopfpositionen die verirrten Ohrkristalle aus den Bogengängen herausbefördert werden. Sie kann übungsorientiert sein. Dank der Neuroathletik hat auf diesem Gebiet in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung stattgefunden. Weiterhin kann die Behandlung spannungslösend sein, also eher klassisch osteopathisch.

Bei einigen Erkrankungen müssen zusätzlich oder auch ausschließlich Behandlungsoptionen aus der klassischen Medizin, also Medikamente oder Operationen erwägt werden. Aber nun etwas genauer:

Spezifische Behandlungen

Beispiel:
Beim gutartigen Lagerungsschwindel lösen sich Kristalle aus einem Teil des Gleichgewichtsorgans, dem Utrikulus und geraten in einen anderen Teil des Gleichgewichtsorgans, die Bogengänge, wo sie nicht hingehören und Schwindel bei Änderungen der Position des Kopfes im Schwerefeld der Erde auslösen können. Mithilfe spezifischer Lagerungsmanöver lassen sich diese wieder aus den Bogengängen entfernen und der Schwindelauslöser ist beseitigt.

Übungen

Die oft wichtigste Übung ist der VOR, die Nutzung des vestibulookulären Reflexes. Dieser Reflex sorgt dafür, dass bei Bewegungen des Kopfes das Bild bzw. das Sehen stabil gehalten wird. Hierbei wird der Kopf langsam oder schnell nach rechts oder links oder nach oben oder unten bewegt. Dabei bleibt der Blick fest auf ein Objekt gerichtet. Genau genommen wird hierbei der Gleichgewichtshirnnervenkern, der Nucleus vestibularis trainiert, dessen Aufgabe u. a. die Blickstabilisierung und die Tonisierung der Beinmuskulatur ist. Alleine diese Übung kann schon zuweilen das Gleichgewicht enorm verbessern und dazu führen, dass das hopsende, unscharfe Sehen aufhört. Diese Übung stammt aus der Neuroathletik, mit welcher Spitzensportler weltweit seit einigen Jahren trainieren, um ihre Leistungsfähigkeit in Bezug auf das Gleichgewicht zu verbessern.

Drehungen des Körpers im Stand um die eigene Achse
Die Drehungen werden so gewählt, dass das Üben in einem Bereich erfolgt, welcher keinen Schwindel auslöst. Zu Beginn kann es also sein, dass z.B. mit einer Drehung um 45° und zurück begonnen wird. Dies läßt sich über ein schnelleres Drehen oder über eine größere Gradzahl steigern. Dadurch wird die Fähigkeit für Drehungen, aber auch allgemein für das Gleichgewicht verbessert.

Augenübungen
Da die Augen für die Kontrolle des Gleichgewichtes eine große Rolle spielen, werden auch diese in ihren verschiedenen Funktionen überprüft und trainiert. Z.B. sollte das periphere Sehen, also das Wahrnehmen von Objekten, außerhalb des scharfen Sehens wenigstens einigermaßen gut sein, da sonst beim Gehen Unsicherheit auftrifft. Wie alle Funktionen unseres Körpers, kann auch das periphere Sehen wieder trainiert werden.

Training der Sensibilität an den Füßen
Oft ist noch nach Jahren die Sensibilität an den Füßen nach einem Bandscheibenvorfall, welcher die Nervenwurzel L5 oder S1 betraf, nicht wieder optimal. Auch im Rahmen einer Polyneuropathie oder anderen neurologischen Erkrankungen kann die Sensibilität an den Füßen herabgesetzt sein. Dies führt zu einer Unsicherheit beim Gehen, vor allem bei unebenem Boden oder bei ungünstigen Lichtverhältnissen, besonders abends. Dies läßt sich z.B. mit einem flächigen und einem spitzeren Gegenstand, welche es zu unterscheiden gilt, trainieren.

Und natürlich gibt es noch viele weitere Übungen bzw. Trainingsoptionen.

Behandlung durch klassische Osteopathie

Verletzungen am Sprunggelenk können Irritationen in den Bändern, Veränderungen der Beweglichkeit in den Fußgelenken oder Spannungen in den Knochen hinterlassen. Das Zentralnervensystem registriert solche Dysbalancen und passt die Kraft und Belastung entsprechend an. Normalerweise nehmen wir gar nicht wahr, dass wir dann z.B. nicht mehr symmetrisch stehen. Kommen noch andere Faktoren hinzu, können sich Unsicherheiten beim Sportausüben oder auch beim normalen Gehen ausbilden.

Im Rahmen z.B. von vestibulärer Migräne oder auch Spannungskopfschmerz finden sich regelmäßig ganze Ketten von ausgeprägten Verspannungen. Da Informationen aus dem oberen Halsbereich, genau genommen aus den Muskelspindeln ab einschließlich dem Spinalnerv C4, auch in die Gleichgewichtshirnnervenkerne, die Nuclei vestibulares gesandt werden, ist es nicht verwunderlich, dass in Zusammenhang mit Kopfschmerzen oder Nackenbeschwerden Gleichgewichtsprobleme auftreten können.

Verspannungen im Bereich der Schädelknochen, der Hirnhaut und anderer dort liegender Strukturen gilt es ebenso aufzuspüren und zu lösen, um dadurch Schwindelproblematiken zu beeinflussen. Dies ist allerdings nicht durch Studien belegt. Ganzheitliche Aspekte berücksichtige ich natürlich auch, so lege ich z.B. ein besonderes Augenmerk auf die Atmung. Voraussetzung für Gesundheit ist eine gute Funktion aller unserer Organe.

Interessenschwerpunkt Schwindel

Ein Interessenschwerpunkt von mir ist die Behandlung von Gleichgewichts- bzw. Schwindelproblematiken in meinen Praxen für Osteopathie. In diesem Zusammenhang arbeitete ich über Jahre mit einer HNO-Ärztin zusammen. U.a. habe ich eine Ausbildung in Neuroathletik, um die Zusammenhänge beim Auftreten von Schwindel besser zu verstehen und meine Behandlungsoptionen zu erweitern.

Haben Sie Fragen? Rufen Sie mich gerne an: 0173 – 365 77 77